Brauch und Missbrauch
Zur Sprache der Verschwiegenheit: Wo Sprache Gewalt vor ihrem Benanntwerden schützt, gedeihen Schweige-Institutionen und Verschwiegenheitsnetzwerke
Es war Brauch in der Knabenhauptschule Braunau am Inn, 1973, dass die Schüler in den Pausen in Zweierreihen schweigend im Kreis marschierten. Auch, dass die beaufsichtigenden Lehrer bei Disziplinverstößen mit dem Bestrafungsdreischritt “Niederbrüllen, Ohrfeigen, Nachsitzen” vorgingen. Auch, dass in manchen Klassen mit einem Stock geprügelt wurde, der am Beginn des Schuljahres getauft wurde. In den Klassen bildeten sich als Schutz gegen die Gewalt der Lehrer Hierarchien der Gewalt, und als von Lehrergewalt Betroffener war man an ihrem unteren Ende. Die Gewalt wurde so weitergegeben, und aus Angst vor erneuter Gewalt hielt man den Mund, Lehrern, Eltern, Mitschülern gegenüber …
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